Der Black Friday ist heute ein globales Phänomen. Jedes Jahr stürmen Millionen von Konsumenten in Geschäfte oder durchkämmen Online-Shops auf der Suche nach den besten Deals. Doch wie entstand dieser Tag der Schnäppchen? Und gab es ähnliche Traditionen bereits in früheren Epochen? Die Geschichte des Black Friday reicht weiter zurück, als man denkt, und spiegelt eine Entwicklung wider, die tief in den Wurzeln des Handels verankert ist.

Die Ursprünge: Rabatte in der Antike

Die Grundidee des Black Friday – überschüssige Ware günstiger zu verkaufen – ist keineswegs eine Erfindung der Moderne. Schon in der Antike spielten Angebot und Nachfrage eine zentrale Rolle im Handel, und es gab immer wieder Situationen, in denen Händler Waren zu reduzierten Preisen anboten.

Märkte und Basare: Auf den Marktplätzen der antiken Welt, etwa auf der Agora im alten Griechenland oder dem Forum Romanum in Rom, war Feilschen ein üblicher Bestandteil des Handels. Gegen Ende eines Markttages senkten Händler oft die Preise, um verderbliche Waren wie Obst, Gemüse oder Fisch schnell loszuwerden. Dies war zwar nicht strategisch geplant, entsprach aber dem Prinzip des Preisnachlasses.

Saisonale Schwankungen: Agrarprodukte unterlagen saisonalen Preisveränderungen. Nach einer reichen Ernte fielen die Preise, und Händler boten überschüssige Ware günstiger an, um ihre Lager zu leeren. Auch Textilien oder andere handgefertigte Produkte konnten saisonalen Rabattierungen unterliegen.

Großveranstaltungen: In der römischen Antike boten Händler bei Festen oder öffentlichen Spielen Sonderpreise an, um von den Menschenmassen zu profitieren. Diese Art von Verkaufsstrategie erinnert an moderne Schnäppchenaktionen rund um Großereignisse.

BlackFriday

Forum Romanorum (2012)

© wikipedia CC BY-SA 3.0

Black Friday

Plan der Agora in Athen im 5. Jh. v. Chr. und 4. Jh. v. Chr.

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Rabatte im Mittelalter: Märkte, Zünfte und Notverkäufe
Black Friday

Zunftwappen

© Wikipedia CC BY 3.0

Im Mittelalter war der Handel stärker lokal geprägt, doch auch hier entstanden Mechanismen, die Rabatten ähnelten.

Jahrmärkte und Messen: Märkte waren zentrale Handelsplätze, und Händler mussten oft am Ende einer Messe überschüssige Waren verkaufen, um sie nicht zurücktransportieren zu müssen. Solche Notverkäufe führten zu spontanen Preisnachlässen, die vor allem für Käufer aus der unteren Schicht attraktiv waren.

Zünfte und Preisnachlässe: Handwerker und Händler, die in Zünften organisiert waren, unterlagen zwar strengen Preisregeln, doch Restposten oder minderwertige Ware wurden häufig günstiger verkauft. Besonders saisonale Artikel wie Winterkleidung wurden nach Ende der Saison verbilligt angeboten.

Krisenbedingte Verkäufe: Nach Kriegen oder Naturkatastrophen senkten Händler die Preise, um ihre Waren trotz geringer Kaufkraft abzusetzen. Dies war keine geplante Aktion, sondern eine Reaktion auf ökonomische Zwänge.

Frühe Neuzeit: Aufstieg des globalen Handels

Mit der frühen Neuzeit und der zunehmenden Globalisierung durch den Kolonialhandel kamen neue Handelsstrategien auf. Die Verbindung zwischen saisonalen Nachlässen und der Organisation von Rabattaktionen wurde zunehmend klarer.

Kolonialwaren und Handelsgesellschaften: Überschüsse von Kolonialwaren wie Zucker, Gewürzen oder Kaffee wurden in Häfen und Handelszentren günstiger verkauft. Solche Verkäufe lockten viele Käufer an und waren frühe Vorläufer moderner Ausverkaufsstrategien.

Kaufhäuser als Pioniere: Im 17. und 18. Jh. entstanden die ersten großen Warenhäuser, wie etwa Harrods in London. Diese Häuser begannen gezielt, saisonale Rabatte anzubieten, um Platz für neue Kollektionen zu schaffen. Die Idee des Schlussverkaufs – ein Kernelement des Black Friday – nahm hier Gestalt an.

Black Friday

Hamburger Kolonialwarenladen um 1830, ausgestellt im Museum für Hamburgische Geschichte

©Wikipedia CC BY-SA 3.0

19. Jahrhundert: Die Ära der Schlussverkäufe
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Das 19. Jh. brachte durch die Industrialisierung eine entscheidende Wende im Handel. Massenproduktion führte zu regelmäßigen Überschüssen, die systematisch abgebaut werden mussten.

Winterschlussverkauf in Europa: Der systematische Schlussverkauf entwickelte sich im 19. Jh., zuerst in Europa. In Deutschland wurde der Winterschlussverkauf (WSV) ab 1909 gesetzlich geregelt. Händler räumten ihre Lager mit attraktiven Rabatten, was Käufermassen anzog.

Während in Europa saisonale Schlussverkäufe dominierten, entstand in den USA eine andere Tradition – Die Weihnachts-Einkaufssaison begann. Einzelhändler warben verstärkt für Geschenke und Dekorationen. Der Tag nach Thanksgiving wurde zum inoffiziellen Start dieser Saison – eine Entwicklung, die später den Black Friday inspirierte.

Der moderne Black Friday entsteht

Die spezifische Verbindung des Begriffs „Black Friday“ mit Einkaufsevents entstand in den 1960er Jahren in den USA.

Philadelphia und der Name: Der Begriff „Black Friday“ wurde zuerst in Philadelphia verwendet, um das Verkehrschaos und die Menschenmassen nach Thanksgiving zu beschreiben. Die Polizei war mit den überfüllten Straßen überfordert, was zu einem negativen Image führte.

Positive Wendung: Einzelhändler gaben dem Begriff in den 1980er Jahren eine positive Deutung: „Black“ steht hier für schwarze Zahlen in den Büchern, also Gewinne. Der Tag nach Thanksgiving wurde zunehmend mit Sonderangeboten und Rabatten beworben.

Massive Rabattschlachten: Die zunehmende Kommerzialisierung des Black Friday in den 2000er Jahren führte zu einem weltweiten Phänomen. Mit der Ausbreitung des Internets und des Online-Handels wurde der Black Friday global.

Black Friday

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Heute: Black Friday im digitalen Zeitalter
Black Friday

Heute ist der Black Friday ein fester Bestandteil der globalen Wirtschaft. Dank der Digitalisierung hat sich der Aktionstag auf Online-Plattformen ausgeweitet, wo er als „Cyber Monday“ fortgesetzt wird. In vielen Ländern gibt es inzwischen eine „Black Week“ oder “Black-Month”, in der Geschäfte und Online-Shops tagelang Rabatte anbieten. Doch obwohl der Black Friday für viele ein Symbol für attraktive Schnäppchen ist, wird der Tag zunehmend kritisch betrachtet – nicht zuletzt wegen zweifelhafter Rabattstrategien.

Globalisierung des Black Friday: Obwohl der Black Friday in den USA seinen Ursprung hat, haben viele Länder das Konzept übernommen. Auch in Deutschland ist er seit den 2010er Jahren populär geworden. Große Handelsketten, Online-Plattformen und lokale Geschäfte bewerben ihre Aktionen aggressiv, und der Tag hat sich zu einem der umsatzstärksten Ereignisse des Jahres entwickelt.

Gefälschte Rabatte: Ein häufig kritisierter Aspekt des Black Friday ist die Praxis sogenannter „Mondpreise“. Dabei wird ein angeblich stark reduzierter Preis beworben, der sich jedoch oft auf einen überhöhten vorherigen Preis bezieht, der gar nicht realistisch war. Viele Händler erhöhen die Preise vor dem Black Friday künstlich, um danach große Rabatte vortäuschen zu können. Untersuchungen zeigen, dass nicht alle Angebote an diesem Tag tatsächlich Schnäppchen sind, sondern oft nur als solche erscheinen.

Kritik am Konsum: Neben der Problematik der gefälschten Rabatte gibt es auch eine wachsende gesellschaftliche Debatte über die Auswirkungen des Black Friday auf Umwelt und Gesellschaft. Der Tag steht für übermäßigen Konsum und die Produktion von kurzlebigen Produkten, was die Nachhaltigkeitsbewegung auf den Plan ruft. Initiativen wie der „Green Friday“ oder der „Buy Nothing Day“ versuchen, Alternativen aufzuzeigen.

Trotz dieser Herausforderungen bleibt der Black Friday ein gigantisches Ereignis, das Händler und Verbraucher gleichermaßen anzieht. Doch die Kritik zeigt, dass Konsumenten zunehmend bewusster einkaufen und nicht jedem Rabatt vertrauen.

Eine uralte Idee mit moderner Verpackung

Der Black Friday mag als Name ein modernes Phänomen sein, doch seine Wurzeln reichen tief in die Geschichte des Handels. Von den Marktplätzen der Antike über die spontanen Rabatte auf Mittelaltermärkten bis hin zu den organisierten Schlussverkäufen der Moderne zeigt sich ein zentrales Prinzip: Händler haben immer wieder kreative Wege gefunden, um überschüssige Waren an den Mann zu bringen. Der Black Friday ist somit nicht nur ein Ausdruck moderner Konsumkultur, sondern auch ein Spiegel jahrtausendealter Handelspraktiken.