Jan Brueghel der Ältere (1568–1625) gehört zu den herausragenden Figuren der flämischen Malerei und ist Teil einer Familie, die die Kunstwelt über Generationen hinweg prägte. Mit seinen detailreichen Landschaften, Blumenstillleben und allegorischen Szenen setzte er Maßstäbe, die bis heute bewundert werden. Doch nicht nur seine Kunst, sondern auch sein Leben bietet faszinierende Einblicke in die Welt der späten Renaissance. Heute vor 400 Jahren ist dieser unglaublicher Künstler gestorben.

Sein Leben

Jan Brueghel wurde 1568 in Brüssel geboren und war der zweite Sohn des berühmten Pieter Bruegel des Älteren, einem der einflussreichsten Künstler der Renaissance. Sein genaues Geburtsdatum ist nicht bekannt. Die Familie war künstlerisch außergewöhnlich produktiv: Jans älterer Bruder Pieter Brueghel der Jüngere wurde ebenfalls Maler, und spätere Generationen setzten die Tradition fort.

Jans Kindheit war jedoch von Tragik geprägt. Sein Vater starb, als Jan erst fünf Jahre alt war. Die Erziehung der Brueghel-Kinder übernahm die Großmutter Marie de Bessemers, bekannt als Mayken Verhulst, die selbst Künstlerin (Miniaturmalerin) war und ihnen vermutlich die Grundlagen der Malerei vermittelte.

Das Umfeld, in dem Jan aufwuchs, war geprägt von den Spannungen der Reformation und der politischen Instabilität in den Spanischen Niederlanden. Trotz dieser Herausforderungen bot die Region eine reiche künstlerische Tradition, die von großen Meistern wie Hieronymus Bosch und Jan van Eyck beeinflusst wurde. Dieses kulturelle Erbe sollte Jan Brueghel nachhaltig prägen.

Brueghel war zweimal verheiratet und hatte mehrere Kinder, darunter Jan Brueghel der Jüngere, der die künstlerische Tradition der Familie fortführte. Trotz seines Erfolgs war sein Leben nicht ohne Herausforderungen. Am 13. Jänner 1625 fiel er der Pest zum Opfer, die zu dieser Zeit in Antwerpen wütete. Sein Tod bedeutete jedoch nicht das Ende seines Einflusses: Seine Werke inspirierten Generationen von Künstlern und sind bis heute in den bedeutendsten Museen der Welt zu sehen.

Jan Brueghel der Ältere

Die Großmutter Marie de Bessemers, bekannt als Mayken Verhulst, mit ihrem Mann Pieter Coecke van Aelst und den Kindern.

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Ausbildung zum Künstler
Jan Brueghel der Ältere

Jan Brueghel d.Ä und Peter Paul Rubens: Das irdische Paradies mit dem Sündenfall von Adam und Eva, ca. 1615, von beiden signiert

Die Figuren von Adam und Eva sind von Rubens, alles andere von Brueghel

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Jan Brueghel der Ältere

Madonna mit Kind in einem Kranz von Blumen und Früchten, 1617–1620 Rubens & Brueghel d. Ä.

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Jan Brueghel begann seine künstlerische Ausbildung in Antwerpen, damals eine der bedeutendsten Handels- und Kunststädte Europas. Dort trat er der Lukasgilde bei, einer Bruderschaft von Malern, die die Kunstproduktion der Stadt reglementierte und förderte. Während seiner Lehrzeit zeigte sich schnell, dass Jan ein außergewöhnliches Talent für Detailarbeit und Komposition hatte.

In den 1590er-Jahren reiste Brueghel nach Italien, eine obligatorische Etappe für viele aufstrebende Künstler seiner Zeit. Er hielt sich in Rom und Neapel auf und arbeitete für Kardinal Federico Borromeo, einen bedeutenden Kunstförderer. In Italien kam er mit der klassischen Antike, der italienischen Renaissance und der Kunst Caravaggios in Berührung. Diese Einflüsse verliehen seiner Arbeit eine neue Dimension und trugen dazu bei, seinen einzigartigen Stil zu entwickeln.

Nach seiner Rückkehr nach Antwerpen baute Brueghel ein erfolgreiches Atelier auf und wurde bald als „Sammet-Brueghel“ („Velvet Brueghel“) bekannt, ein Spitzname, der seine weiche, detailverliebte Malweise beschrieb. Sein technisches Können, gepaart mit einer unübertroffenen Liebe zum Detail, machte ihn zu einem der gefragtesten Maler seiner Zeit.

Werke

Jan Brueghel war ein ausgesprochen vielseitiger Künstler, der sich auf mehrere Genres spezialisierte:

Landschaften und Blumenstillleben

Brueghel war ein Meister der Landschaftsmalerei. Seine Bilder zeichnen sich durch eine überwältigende Detailgenauigkeit aus, die es dem Betrachter erlaubt, stundenlang in den Szenen zu verweilen. Besonders bekannt sind seine „Paradieslandschaften“, die eine Vielzahl von Tieren und Pflanzen zeigen und oft biblische Szenen darstellen. Diese Werke zeugen von Brueghels tiefem Verständnis für die Natur und seiner Fähigkeit, eine harmonische Welt auf der Leinwand zu erschaffen.

Brueghel war auch ein Pionier des Blumenstilllebens, einem Genre, das zu seiner Zeit erst aufkam. Seine Blumenbilder, oft als Girlanden oder in Vasen arrangiert, sind akribisch gemalt und zeigen eine Vielfalt an Pflanzen, die teilweise aus exotischen Ländern stammten. Diese Werke waren nicht nur ästhetisch ansprechend, sondern auch ein Statussymbol für ihre Auftraggeber.

Allegorien und Kollaborationen

Brueghel arbeitete oft mit anderen Künstlern zusammen, darunter Peter Paul Rubens. In diesen Gemeinschaftsarbeiten malte Brueghel oft die Hintergründe oder Dekorationen, während Rubens sich auf die Figuren konzentrierte. Ein bekanntes Beispiel ist die Serie „Die Allegorie der Sinne“, in der die Sinne durch opulente Kompositionen aus Figuren, Objekten und Landschaften dargestellt werden.

Was könnte Jan Brueghel gegessen haben?

Obwohl es keine konkreten Aufzeichnungen über Jan Brueghels kulinarische Vorlieben gibt, kann man anhand seines Umfelds und der Zeit, in der er lebte, einige Rückschlüsse ziehen. Als Bewohner Antwerpens hatte er Zugang zu einer Vielzahl von Lebensmitteln.

  • Fisch: Als Hafenstadt bot Antwerpen reichlich frischen Fisch wie Hering, Aal und Kabeljau. Fisch war nicht nur ein Grundnahrungsmittel, sondern auch für religiöse Fastentage von Bedeutung.
  • Eintöpfe und Suppen: In Flandern waren Gerichte wie „Hutsepot“ (ein Eintopf aus Fleisch, Gemüse und Kartoffeln) beliebt.
  • Brot und Gebäck: Antwerpen war auch bekannt für seine Backtradition, darunter süßes Gebäck und Lebkuchen.
  • Gewürze und exotische Zutaten: Der Handel brachte Gewürze wie Safran, Zimt und Muskatnuss nach Antwerpen. Diese wurden in wohlhabenden Haushalten, zu denen Brueghel aufgrund seines Erfolgs vermutlich Zugang hatte, reichlich verwendet.

Als angesehener Künstler war Brueghel sicherlich Gast bei opulenten Banketten, bei denen gefüllte Vögel, Wild und reichlich Süßigkeiten serviert wurden. Solche Anlässe boten nicht nur kulinarische Höhepunkte, sondern auch die Möglichkeit, sich mit Kunstsammlern und Kollegen auszutauschen.

Einflüsse aus Italien

Während seines Aufenthalts in Italien kam Brueghel vermutlich mit der mediterranen Küche in Kontakt. Es ist denkbar, dass er Speisen wie Oliven, Pasta oder getrocknete Feigen schätzte, die in Italien beliebt waren.

Jan Brueghel der Ältere

Hutsepot

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Jan Brueghel der Ältere war nicht nur ein Meister seiner Kunst, sondern auch ein Chronist der Schönheit und Vielfalt seiner Zeit. Seine Werke vereinen Detailreichtum, Symbolik und eine einzigartige Farbpalette, die ihm zu Recht den Beinamen „Sammet-Brueghel“ einbrachten. Ob in seinen prächtigen Blumenstillleben, atmosphärischen Landschaften oder vielschichtigen Allegorien – Brueghel schuf Bilderwelten, die bis heute faszinieren. Seine Kunst ist ein Zeugnis für die Freude an der Natur, die Kraft der Fantasie und die Bedeutung der künstlerischen Tradition, die er aus seiner Familie weiterführte.