Heute vor 1625 Jahren starb Martin von Tours. Am 8. November 397 starb ein römischer Offizier in Candes in der Nähe von Tours in Frankreich, der in der Bevölkerung des späten Römischen Reiches sehr beliebt war. Gefeiert wird er, der als einer der ersten Heiligen durch das blutige Martyrium der Askese angesehen wird, aber erst 3 Tage später, Tag seiner Beisetzung. Die Rede ist hier vom Heiligen Martin und seinem Fest am 11. November.

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Martin war der Sohn eines Militärtribuns der römischen Armee im späten Kaiserreich, der aus Pavia in Italien stammte. Er wurde 316 oder 317 geboren. Sein Vorname bedeutet „dem Mars (dem Gott des Krieges) geweiht“. Obwohl er sich zum Christentum hingezogen fühlte, wurde er von seinem Vater gezwungen, selbst Soldat zu werden (im römischen Reich war es üblich, dass die Söhne den Beruf ihrer Väter erlernten). Ab seinem 15. Lebensjahr gehörte er zur Leibwache des Kaisers Konstantin II. an und wurde nach Mailand einberufen. Mailand war zur damaligen Zeit die Residenz des westlichen römischen Reiches. Nach Frankreich, bzw. Amiens kam Martin um 334, wo er als Reiter in der kaiserlichen Garde stationiert war. Die Mitglieder der kaiserlichen Garde trugen einen weißen Mantel oder Überwurf – genannt Chlamys – über dem Panzer. Eine Chlamys ist ein weißer, kurzer Reitmantel bestehend aus einem rechteckigen Tuch, der mit einer Fibel oder Brosche auf der rechten Schulter zusammengehalten wird und die linke Schulter bedeckt. Ursprünglich stammt sie aus Makedonien und verbreitete sich in der Antike in Griechenland und dem alten Rom.

In dieser Zeit wurde er während des Winters bekannt, als er seine Chlamys auf dem Rücken seines Pferdes einem vor Kälte zitternden Bettler vor den Toren Amiens begegnete. Ohne zu zögern, teilte er sie in zwei Hälften und gab eine Hälfte dem Armen, damit dieser sich wärmen konnte. Der christlichen Überlieferung zufolge soll ihm in der folgenden Nacht Jesus in Martins Mantel erschienen sein. Daraufhin hat er die Offenbarung des Glaubens. Martin war 18 Jahre alt und bekehrte sich zum Christentum.

Martin verlässt die Armee um 356. Da er Blut vergossen hatte, konnte er nicht Priester werden, sondern wurde zum Exorzisten des Hilarius, Bischof von Poitiers, ernannt. Dann reiste er nach Illyrien, um Familienmitglieder (darunter seine Mutter) zu bekehren. 361 kehrte Martin nach Poitiers zurück.

Sein Ruf war so gut, dass ihn die Christen in der Gegend von Tours um 371 gegen seinen Willen zum Bischof wählten. Da er ein sehr bescheidenes Leben führte, fiel er unter den Bischöfen seiner Zeit, die aus der gallo-römischen Aristokratie stammten und oft ein großes Leben führten, auf. Er lebte als Einsiedler in einer Holzhütte. Er reiste durch seine Diözese (was für die Bischöfe seiner Zeit, die oft in den Städten blieben, eine Seltenheit war). Er evangelisierte die Bevölkerung, die bis dahin heidnisch geblieben war, und gründete die ersten ländlichen Gemeinden in der zentralen Region Galliens. Zu dieser Zeit war die Rolle eines Bischofs sehr wichtig. Er leitete nicht nur den Klerus, sondern musste sich auch um die öffentlichen Angelegenheiten kümmern. Martin erledigte diese verschiedenen Aufgaben mit großer Intelligenz und Güte. Seine Nächstenliebe war grenzenlos und sein Ruf in ganz Gallien groß.

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Reliquiar (Ende des 15. Jhs); soll den Kopf vom Heiligen Martin beherbergen, ursprünglich in der Kirche von Soudeilles ausgestellt, heute im Louvre aufbewahrt.

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St. Martin in der Kirche Veules-les-Roses 16. Jh

Hans Baldung Grien: „Heiliger Martin mit dem Bettler“ um 1505-1507,  Holzschnitt. Während Baldungs Gesellenzeit in der Werkstatt Dürers entstanden

Martin und die Tiere
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Grabmal von Martin von Tours, Basilika Saint Martin de Tours

Man sieht Martin auch als Beschützer von Tieren, insbesondere von Eseln und Pferden. Auf dem Weg nach Rom sieht Martin, wie sein Esel bei der Überquerung der Alpen von einem Bären gefressen wird. Daraufhin verwandelte er den Bären in ein Lasttier und befahl ihm, sein Gepäck bis nach Rom zu tragen, bevor er ihm die Freiheit schenkte. Diese Episode ist der Grund für den Namen Martin, den Bären im Allgemeinen erhalten.

Obwohl er nie zuvor Flandern durchquert hatte, hielt er der Legende nach in Dünkirchen an und wurde so freundlich empfangen, dass sein Esel seine Unachtsamkeit ausnutzte, um wegzugehen. Die Einwohner von Dünkirchen, vor allem die Kinder, hörten auf ihr gutes Herz und machten sich mit Laternen auf die Suche nach dem Esel und fanden ihn schnell wieder.

Als Andenken an dieses Ereignis gehen noch heute Kinder mit selbst gebastelten Laternen am 11. November durch die Nacht spazieren.

Die Martinigans

Was hat nun die Martinigans mit dem Heiligen Martin zu tun? Es gibt 3 Geschichten, die alle eine Erklärung für den Verzehr von Gänsen am 11. November sein könnten:

  1. Als Martin zum Bischof geweiht werden sollte, fühlte er sich dem nicht würdig. In seiner Not versteckte er sich in einem Gänsestall. Die Gänse schreckten auf und machten durch ihr Geschnatter viel Lärm. So wurden die Einwohner auf Martin aufmerksam. Er konnte also zum Bischof geweiht werden. Als Erinnerung daran wird Gans gegessen.
  2. Als Martin Bischof wurde, wollte er vor seiner Gemeinde während der Messe seine Predigt halten. Da kam eine wie schnatternde Gans in die Kirche. Dieser Lärm hat die Messe gestört, darum wurde die Gans eingefangen. Später verspeiste man sie bei einem großen Festessen gemeinschaftlich.
  3. Am Jahresende wurden im Mittelalter die Löhne ausgegeben und Steuern eingezogen. Traditionell war der Martinstag der Stichtag für die Zahlungen. Da viele Leute Gänse hielten, wurden das Federvieh häufig zum Begleichen der Steuer verwendet. Meistens fand am Stichtag auch eine Fest statt. Zu dieser Gelegenheit bot es sich an, eine Gans zu schlachten. Historiker halten diese 3. Variante für die glaubwürdigste.
Weihnachten

https://www.gusto.at/rezepte/gebratenes-gansl

Römisches Gans-Rezept von Apicius

De re coquinaria (Über die Kochkunst), Buch 6, Rezept 8

In ansere

Anserem elixum calidum ex iure frigido Apiciano: teres piper, ligusticum, coriandri semen, mentam, rutam, refundis liquamen et oleum modice, temperas. Anserem elixum ferventem sabano mundo exsiccabis, ius perfundis et inferes.

Für Gans

Heiße gekochte Gans mit kalter Apicianischer Sauce: Stosse Pfeffer, Liebstöckel, Koriandersamen, Minze und Raute, gieße Liquamen und ein wenig Öl dazu und schmecke ab. Trockne die heiße Gans mit einem sauberen Leinentuch ab, gieße die Sauce darüber und trage auf.

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