Aus gegebenem Anlass, habe ich mich in letzter Zeit mehr mit dem Thema des Leichenschmaus beschäftigt. Was versteckt sich hinter diesem Begriff? Woher kommt dieser Brauch? Und welche Speisen wurden serviert?
Was versteckt sich hinter diesem Begriff?
Nach der Beisetzung oder Beerdigung war / ist es üblich in der Familie an den Toten zu gedenken. Aber genauso ging es darum die weit angereiste Verwandtschaft zu versorgen. Das ist mit ein Grund, warum der Leichenschmaus von der Familie des Verstorbenen organisiert wird. Da mittlerweile nicht jede Familie den Platz hat die (große) Verwandtschaft zu empfangen, hat sich auch der Brauch des Leichenschmauses in einer Gaststätte abzuhalten etabliert.
Dieses gemeinsame Mahl dient(e) auch dazu sich gegenseitig Halt zu geben, Trost zu spenden oder sich mit langer nicht gesehener Verwandtschaft auszutauschen. Der Leichenschmaus ist auch Teil der Trauerarbeit. In einem zwanglosen Rahmen werden Erinnerungen an den Toten erzählt. Die Anekdoten sollen die Stimmung positiv auffrischen.
Woher stammt dieser Brauch?
Die Ahnenverehrung war von entscheidender Bedeutung, um die Interessen der Familie sowohl im Reich der Toten als auch im Reich der Lebenden zu schützen. Schon bald erkennen wir, dass der Mensch sich um seine Toten gekümmert hat.
Steinzeit
Die Skelette, die in der Qafzeh Höhle in Israel gefunden wurden, scheinen bewusst beigesetzt worden sein. Sie sind ca. 92.000 Jahre alt. Muscheln, die neben oder unter den Skeletten gefunden wurden, sind ohne menschliches Zutun durchlöchert; einige weisen Spuren einer Aufhängung auf, und einige haben Ockerflecken. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass die Menschen damals schon eine Verstellung vom Jenseits hatten. Ob es im Rahmen der Beisetzung oder zu einem späteren Zeitpunkt ein gemeinsames Mahl gegeben hat, kann aus diesen Funden nicht erschlossen werden.
Mesopotamien
Leben und Tod waren im Glauben der frühen Zivilisationen am Tigris und Euphrat eng miteinander verbunden. In allen mesopotamischen Kulturen standen die Lebenden in ständiger Verbindung mit den Toten. Die Ahnenverehrung war von entscheidender Bedeutung, um die Interessen der Familie sowohl im Reich der Toten als auch im Reich der Lebenden zu schützen. Wer seine Vorfahren nicht ehrte, musste mit Unglück rechnen. Das „Kispu“-Ritual ist uns überliefert worden. Hier geht es aber vielmehr um die Speisen, die dem Verstorbenen gegeben werden und die im Rahmen eines Festes gemeinsam mit den Lebenden eingenommen wird. Es wird regelmäßig (am Todestag) wiederholt. Ob es ein Essen, kurz nach der Beerdigung, nur für die Hinterbliebenen gab, ist nicht direkt bekannt.
Altes Ägypten
Dank der vielen Wandmalereien in den Gräbern können wir uns einen guten Überblick über die Bestattungsrituale im alten Ägypten bekommen. Die Größe und der Aufwand des gesamten Trauerzuges variierten je nachdem, ob eine königliche Mumie, ein Adliger oder jemand, der es sich leisten konnte, beerdigt wurde. Auch nicht königliche Mumien wurden einbalsamiert. Die Feierlichkeiten begannen in dem Moment, als der Körper, vollständig mumifiziert und für die Obduktion vorbereitet, in der Einbalsamierungshalle lag.
Dann wurde ein mit Blumen geschmückter Sarg auf den Lastkahn gestellt, in dem auch Angehörige des Verstorbenen saßen, die jedoch die Gebete des Bestattungspriesters mit Schreien unterbrachen. Es folgten weitere Schiffe mit Verwandten, Freunden und Dienern der Toten sowie mit Blumen und Opfergaben. Als Zeichen der Trauer trafen schließlich bärtige Familienangehörige und Freunde des Verstorbenen ein, gefolgt von trauernden Frauen, die den Umzug begleiteten. Am Eingang des Grabes angekommen, folgte ein Mundöffnungsritual (das der Mumie eine Animation gab, damit ihr Ka in ihrem Körper weiter „leben“ konnte). Anschließend wurde der Verstorbene mit reichen Opfergaben in das Grab gelegt, und nachdem die Tür des Grabes geschlossen wurde, fand der Trauergottesdienst statt und die Zeremonie endete. Die Zeremonie endete mit der Beisetzung der Mumie in einer eigens für den Verstorbenen geschaffenen unterirdischen Grabkammer. Hier betrat die Mumie das „Königreich des Osiris“, wo sie angeblich ewigen Schutz erlangte und ihr weiteres Überleben im Jenseits sicherte.
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