Heute vor 550 Jahren wurde Michelangelo Buonarroti, einer der größten Künstler der Renaissance geboren. Seine Skulpturen, Fresken und Architekturwerke prägen bis heute unser Bild dieser Epoche. Doch Michelangelo war nicht nur ein meisterhafter Bildhauer und Maler, sondern auch ein Mann mit einfachen Gewohnheiten – insbesondere, wenn es ums Essen ging.
Kindheit und Herkunft
Michelangelo wurde am 6. März 1475 in Caprese, einem kleinen Ort in der Toskana, geboren. Seine Familie gehörte dem niederen Adel an, doch finanzielle Schwierigkeiten zwangen sie, bescheiden zu leben. Schon in jungen Jahren zeigte Michelangelo eine außergewöhnliche künstlerische Begabung ganz zum Missfallen seines Vaters. Seine Mutter starb früh, und sein Vater schickte ihn in die Obhut einer Amme – deren Mann Steinmetz war. So wuchs Michelangelo wortwörtlich zwischen Marmorblöcken auf, was seine Liebe zur Bildhauerei prägte.

Statue von Michelangelo in Florenz
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Ausbildung zum Künstler

Michelangelo auf einem Gemälde von Daniele da Volterra ~1544 (Metropolitan Museuf of Art)
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Mit 13 Jahren wurde Michelangelo Lehrling in der Werkstatt des berühmten Malers Domenico Ghirlandaio in Florenz. Dort lernte er die Grundlagen der Malerei, doch sein Herz schlug für die Bildhauerei. Schon bald wurde er von Lorenzo de’ Medici, dem mächtigen Herrscher von Florenz, gefördert. Michelangelo durfte in den Medici-Gärten studieren, wo er antike Skulpturen und Werke großer Meister analysierte. Diese frühe Förderung ermöglichte ihm den Aufstieg zum gefragten Künstler.
Bereits mit 24 Jahren schuf er die berühmte Pietà, eine ergreifende Darstellung der Jungfrau Maria mit dem toten Christus, die ihn schlagartig berühmt machte. Kurz darauf folgte der kolossale David, eine ikonische Marmorstatue, die Florenz symbolisierte und bis heute als Meisterwerk der Renaissance gilt.
Seine wichtigsten Werke
Michelangelo schuf einige der bedeutendsten Kunstwerke der Weltgeschichte. Neben der Pietà und dem David sind besonders seine Fresken in der Sixtinischen Kapelle hervorzuheben. Von 1508 bis 1512 arbeitete er an der monumentalen Deckenbemalung, die Szenen aus der Schöpfungsgeschichte zeigt, darunter das weltberühmte Motiv der Erschaffung Adams.
Auch die Jüngste Gericht-Freske an der Altarwand der Sixtinischen Kapelle, die er zwischen 1536 und 1541 malte, beeindruckt durch ihre dramatische Darstellung des göttlichen Gerichts.
Neben seiner Malerei und Bildhauerei war Michelangelo auch ein talentierter Architekt. Er übernahm die Leitung des Baus der Peterskirche in Rom und entwarf ihre beeindruckende Kuppel, die später von Giacomo della Porta vollendet wurde.

La Pietà (1498-1499)
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David
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Michelangelos Privatleben

Michelangelo Buonarroti mit 72 Jahren aus der Hand von Giulio Bonasone, 1546
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Michelangelo war eine komplexe Persönlichkeit, die oft als verschlossen und grüblerisch beschrieben wurde. Er lebte äußerst bescheiden und hatte wenig Interesse an materiellem Wohlstand. Stattdessen widmete er fast jede wache Stunde seiner Kunst. Trotz seiner herausragenden Erfolge blieb sein Privatleben von Einsamkeit geprägt. Er hatte enge, aber oft schwierige Beziehungen zu Gönnern, Künstlerkollegen und Bewunderern. Besonders bekannt ist seine Freundschaft mit Tommaso de’ Cavalieri, einem jungen Adligen, dem Michelangelo zahlreiche Gedichte und Zeichnungen widmete. Ebenso hatte er eine tiefe geistige Verbindung zur Dichterin Vittoria Colonna, mit der er über Religion und Kunst korrespondierte. Seine Briefe und Gedichte geben einen seltenen Einblick in sein emotionales Innenleben, das von Sehnsucht und Melancholie geprägt war.
Letzte Jahre und Todesursache
In seinen späteren Jahren zog sich Michelangelo zunehmend aus der Öffentlichkeit zurück. Er widmete sich der Architektur und der Dichtkunst, schrieb religiöse Gedichte und arbeitete bis zu seinem Lebensende an verschiedenen Projekten.
Am 18. Februar 1564 starb er im Alter von 88 Jahren in Rom – eine beachtliche Lebensspanne für die damalige Zeit. Seine sterblichen Überreste wurden auf eigenen Wunsch nach Florenz überführt und in der Basilika Santa Croce beigesetzt.

Die Erschaffung Adams
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Michelangelos Essgewohnheiten

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Trotz seiner Erfolge und seines Ansehens führte Michelangelo ein überraschend einfaches Leben. Er mied Luxus und zeigte wenig Interesse an kulinarischen Genüssen. In seinen Briefen beschreibt er oft seine bescheidene Ernährung: Er bevorzugte Brot, Käse und ein wenig Wein. Berichten zufolge soll er einmal gesagt haben, dass er lieber trockenes Brot isst als sich mit der Suche nach exquisiten Speisen aufzuhalten. Er soll einen Vorrat an Käse und Brot unter seinem Bett gehortet haben.
Essgewohnheiten der Renaissance
Dennoch spielte Essen in der Renaissance eine wichtige Rolle – insbesondere an den Höfen der Medici oder des Papstes. Während Michelangelo schlichte Mahlzeiten bevorzugte, genossen Zeitgenossen wie Leonardo da Vinci raffinierte Speisen mit Gewürzen aus dem Orient.
Die italienische Renaissance war eine Blütezeit nicht nur für Kunst, sondern auch für die Kulinarik. Adelige und wohlhabende Künstler speisten an opulenten Tafeln. Besonders die Medici-Familie in Florenz war für ihre luxuriösen Bankette bekannt.
Zu den typischen Gerichten der Renaissance gehörten: gebackene Pasteten mit Fleisch, Eiern oder Früchten, Eintöpfe aus Bohnen, Linsen und Gemüse, Süßspeisen mit Mandeln, Honig und Rosenwasser, Geflügelgerichte mit exotischen Gewürzen, Weißbrot mit Olivenöl und Knoblauch (ähnlich der heutigen Bruschetta).

Wer sich selbst in die Welt der Renaissance-Küche entführen lassen möchte, hat dazu bei unseren kommenden Kochkursen die Gelegenheit:
28. März in Wien
26. April im Achazium
Im Achazium am 26. April wird in einer authentischen Rauchküche gekocht – ganz so, wie es in der Renaissance üblich war. Dabei stehen sowohl einfache Gerichte als auch raffiniertere Speisen auf dem Menü, inspiriert von historischen Quellen.
Diese Kurse bieten nicht nur eine kulinarische Zeitreise, sondern auch spannende Einblicke in die Esskultur berühmter Künstler und Fürsten. Ob man es wie Michelangelo schlicht hält oder ein Festmahl wie die Medici genießen möchte – die Renaissance hat für jeden Geschmack etwas zu bieten.
Melden Sie sich an und erleben Sie Geschichte mit allen Sinnen!
Michelangelo war ein Künstler von unvergleichlichem Talent, der es verstand, den menschlichen Körper in seiner ganzen Ausdrucksstärke darzustellen. Seine Skulpturen zeigen ein tiefes Verständnis für Anatomie und Bewegung, seine Fresken erwecken biblische Szenen mit lebendiger Dynamik zum Leben. Trotz seiner Genialität führte er ein bescheidenes Leben und zog sich oft in seine Arbeit zurück. Seine Leidenschaft für Kunst überstrahlte alle anderen Aspekte seines Lebens – sogar seine Ernährung, die für ihn lediglich eine Notwendigkeit war. Doch genau diese Konzentration auf das Wesentliche machte ihn zu einem der größten Meister der Kunstgeschichte.
Du weißt, Herr, dass ich weiß, wie sehr du weißt,
dass ich, um dich zu fühlen, dich erreiche,
und weißt, ich weiß, du weißt, ich bin der Gleiche:
was ists, das uns im Gruße zögern heißt?
Ist wahr die Hoffnung, die du mir gebracht,
und wahr der Wunsch und sicher, dass er gelte,
so bricht die Wand, die zwischen uns gestellte,
verhehltes Wehe hat nun doppelt Macht.
Wenn ich an dir nur liebe, was auch du
am meisten an dir liebst, Herz, zürne nicht.
Das sind die Geister, die sich so umwerben.
Was ich begehr in deinem Angesicht,
dem sehn die Menschen unverständig zu,
und wer es wissen will, der muss erst sterben.
Sonett an Tommaso de’ Cavalieri, Übersetzung: Rainer Maria Rilke
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