Haben Sie schon von Jean-Baptiste Poquelin gehört? Er war ein französischer Schauspieler und Dramatiker, der an der Gründung der Comédie-Française, des französischen Nationaltheaters in Paris, beteiligt war und als Shakespeare Frankreichs bezeichnet wird.

Seine Kindheit

Molière, wurde am 15. Januar 1622 in der Kirche Saint-Eustache in Paris getauft. Sein Vater war ein wohlhabenden Pariser Händlers für Heimtextilien und Tapezierer, der die Ehre hatte, sich um das Schlafzimmer des Königs zu kümmern. Er trug den Beinamen „Tapissier du Roi“ (= königlicher Raumausstatter). Seine Mutter starb, als er 10 Jahre alt war, im Kindsbett.

Er ging ins Collège de Clermont, einer Schule, die von Jesuiten geführt wurde, wo er eine klassische Bildung erhielt. Seine Vorliebe für das Theater entdeckte er als er seinen Großvater mütterlicherseits, einem Theaterliebhaber, immer wieder zum Jahrmarktstheater (théâtre de la foire) begleitete. Er fühlte sich zum Theater hingezogen und doch studierte er Juz in Orléans und bekam eine Zulassung als Anwalt in Paris. Ob er als Anwalt jemals tätig war ist unbekannt. Er besuchte auch Vorlesungen des Naturforschers Pierre Gassendi, wodurch er sich von der Kirche distanzierte.

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Nicolas Mignard (1606-1668). Molière (1622-1673) in der Rolle von César in „Mort de Pompée“, Tragödie von Corneille. Paris, musée Carnavalet.

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Schauspielkariere und Leben

Mit 20 Jahren lernte er sie Schauspielerin Madeleine Béjart kennen, doch sein Vater zwang ihn als Tapeziere mit ihm zu arbeiten. Vater und Sohn begleiteten König Ludwig XIII. auf seine Reisen und richteten ihm seine Nachtquartiere ein. Doch Jean-Baptiste Poquelin übertrug 1643 seine Pflichten als Tapezierer seinem Bruder und ließ sich sein Erbe auszahlen. Daraufhin gründete er mit Madeleine Béjart und 7 weitere Schauspieler die Theatergruppe „L’illustre Théâtre“. 1645 geht die Theatergruppe bankrott und Jean-Baptiste Poquelin wird für einige Tage inhaftiert. Er kommt dank seines Vaters frei, der die Schulden der Theatergruppe bezahlt. Daraufhin schlossen sie sich einer Wandertruppe an, die hauptsächlich in Südfrankreich auftrat. Sie spielten Tragödien und Komödien, Farcen und lustige Theaterstücke. Ab 1655 wurden auch eigene Werke (z.B. L’Étourdi ou Les Contretemps (Der Tollpatsch oder die Querstreiche)) ins Programm genommen.

Spätestens 1644 nahm Jean-Baptiste Poquelin den Namen Molière an. Woher dieser Name stammt, ist nicht bekannt. Er lernte das Handwerk des Schauspielers, Autors und Theaterdirektors von Grund auf und reiste 13 Jahre lang durch Frankreich bis er 1658 in Rouen Pierre Corneille (Le Cid, Horace) kennenlernte.

Am 18. November 1659 kam es zum fulminanten Erfolg von Les Précieuses ridicules. Doch das Theater, in dem sich die Truppe befand, wurde zerstört, was 3 Monate Arbeitslosigkeit zur Folge hatte. Molière zieht 1660 in den Königspalast. Er wird von Baudeau de Somaize zum ersten Farceur Frankreichs gekürt. Er verliert seinen jüngeren Bruder, was ihn zum Alleinerben des Amtes seines Vaters macht, mit dem er sich versöhnt hat.

1662 heiratete Molière die zwanzig Jahre jüngere Armande Béjart, mit der er einen Sohn, Louis, bekam. Louis wurde am 24. Feber 1664 getauft und starb im darauffolgenden Monat.

Am 4. August 1665 wurde Esprit-Madeleine Poquelin in der Kirche Saint-Eustache in Paris getauft. Sie war die Tochter von Molière und Armande. Sie blieb dem öffentlichen Leben und der Welt des professionellen Theaters fern, war aber zusammen mit Michel Baron und Jean Racine eine nachgewiesene Informantin von Jean-Léonor Le Gallois de Grimarest, der 1705 die erste Biografie über Molière verfasste. Sie starb am 23. Mai 1723 in Argenteuil.

Esprit-Madeleine ist das einzige der 4 Kinder von Molière und Armande, das das Erwachsenenalter erreicht hat.

Am 17. Februar 1673, heute vor 350 Jahren gab Molière die 4. Vorstellung seines letzten Stücks, Le Malade imaginaire. Während des Stücks verspürt er Schmerzen, die das Publikum jedoch nicht sehen kann, da er sie unter seiner Rolle als Kranker verbirgt. Nur wenige Stunden nach der Aufführung stirbt Molière in seinem Haus in der Rue de Richelieu an einem Lungenkollaps. Es wird oft behauptet, dass er auf der Bühne starb, was allerdings nicht stimmt.

Er wurde auf dem Père Lachaise in Paris neben Jean de la Fontaine beerdigt. Der König gründet daraufhin die Comédie-Française, indem er verschiedene Theatergruppen, darunter auch die von Molière, zusammenführt.

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Madeleine Béjart in der Rolle der Magdelon, genannt Polyxène, in Les Précieuses ridicules (Gemälde auf Marmor)

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Essgewohnheiten

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Vom weinliebenden italienischen Diener bis zum gierigen gallischen Bauern.  Vom prächtigen Mahl im Bourgeois Gentilhomme über das Totenmahl mit dem Komtur in Dom Juan bis hin zum mit zu viel Fleisch gefüllten Tisch in L’Avare.

Mit all den unzähligen Beschreibungen von Speisen oder Gastmalen in seinen Werken könnte man denken, dass wir Molières Essgewohnheiten kennen. Doch so ist es leider nicht. Der Spuk des Hungers, die Angst, zu kurz zu kommen, im 17. Jh. wie heute sind die Ängste die gleichen!

Eine kleine Anekdote: Zu dieser Zeit war die Erbse ein Star! Die Marquise de Sévigné beschrieb den Erbsenwahn folgendermaßen: „Die Ungeduld, sie zu essen, die Freude, sie gegessen zu haben und die Freude, noch mehr davon zu essen, sind die drei Punkte mit denen sich unsere Prinzen seit einigen Tagen beschäftigen. Es gibt viele Damen, die, nachdem sie beim König gespeist haben, bei sich zu Hause Erbsen finden, um vor dem Schlafengehen zu essen, auf die Gefahr hin, sich eine Magenverstimmung zuzuziehen. Es ist eine Mode … es ist eine Raserei“.

Ein paar kleine Zwetschgen in Likör, um den Bauch loszulassen – aus: Der eingebildete Kranke

Wissenswertes rund um Molière

► Als großer Schöpfer dramatischer Formen und Darsteller der Hauptrolle in den meisten seiner Stücke nutzte Molière die verschiedenen Ressourcen der Komik – verbale, gestische, visuelle und Situationskomik – und übte alle Arten von Komödien, von der Farce bis zur Charakterkomödie. Er schuf individualisierte Figuren mit komplexer Psychologie, die schnell zu Archetypen wurden. Als klarer und eindringlicher Beobachter malte er die Sitten und Verhaltensweisen seiner Zeitgenossen und verschonte dabei kaum jemanden außer den Geistlichen und den hohen Würdenträgern der Monarchie – zum großen Vergnügen seines Publikums am Hof und in der Stadt.

► Die französische Sprache wird auch als „Sprache Molières“ bezeichnet.

► Die Nacht der Molières, auch bekannt als Les Molières, ist eine Preisverleihung des französischen Theaters, die von der Académie des Molières vergeben wird und seit 1987 jedes Jahr stattfindet, um die besten Künstler und Produktionen zu würdigen.

► Im Foyer des Nationaltheaters in Paris steht der Sessel, in dem Molière 1673 auf der Bühne im Sterben zusammenbrach.

► Heute werden seine Stücke noch immer in den Schulen unterrichtet, und seine Kritik an der Gesellschaft ist auch noch aktuell.

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Molières Sessel in der Comédie française

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