Heute vor 200 Jahren ist Sebastian Kneipp geboren. Am 17. Mai 1821 wurde Sebastian Anton Kneipp in Bayern geboren. Er war Priester und Naturheilkundler. Nach ihm wurde die bekannt Kaltwassertherapie benannt.
Kindheit und Jugend
Er wurde in eine arme Weberfamilie geboren und musste seit seinem 13. Lebensjahr in der Weberei oder im Dorf arbeiten. Nachdem sein Elternhaus abgebrannt war, wurde er Knecht in Grönenbach. Ein entfernter Verwandte lehrte ihm Latein. Dort lernte er auch den reformierten Pfarrer Christoph Ludwig Köberlin kennen. Da er auch Botaniker wurde Kneipp von ihm in die Pflanzenheilkunde eingeweiht. Ab 1844 studierte Kneipp Theologie.
1846 litt Kneipp an einer Lungenkrankheit (Tuberkulose?). Zwei Jahre später las er das Buch „Unterricht von Krafft und Würckung des frischen Wassers in die Leiber der Menschen, besonders der Krancken, bey dessen innerlichen und äusserlichen Gebrauch…“ von Johann Siegemund Hahn. Von nun an badete Kneipp mehrere Male pro Woche für kurze Zeit in der kalten Donau, nahm Halbbäder oder übergoss sich mit Wasser. Seine Genesung verdankte er dieser Methode.
1850 konnte er sein Theologiestudium in München fortsetzten. Sein Alltag wurde durch die Wasseranwendungen reguliert. Heimlich kurierte er Kommilitonen, die ebenfalls an Tuberkulose erkrankten.
„Unterricht von Krafft und Würckung des frischen Wassers in die Leiber der Menschen, besonders der Krancken, bey dessen innerlichen und äusserlichen Gebrauch…“ von Johann Siegemund Hahn
© Lothar Spurzem – Eigenes Werk, CC BY-SA 2.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=95083505
Wasseranwendungen
© Ismael Gentz, 1862 – 1914 (Artnet) – Die Gartenlaube 1895, Sammelband, Nr. 4, S. 61, Verlag Keil's Nachfolger in Leipzig, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5738642
Behandlungen mit Wasser waren keine Neuheit. Der Arzt und Philosoph Johann Hahn veröffentlichte 1738 sein Werk „Unterricht von Krafft und Würckung des frischen Wassers in die Leiber der Menschen, besonders der Krancken, bey dessen innerlichen und äusserlichen Gebrauch…“. Darin erwähnt er seine Erkenntnisse und Erfahrungen aus der Wasserheilkunde und verknüpfte sie mit Aussagen Kollegen aus dem In- und Ausland. Auch Vincenz Prießnitz – der „Wasserdoktor“ – war schon im 19. Jh. für seine Wasserkuren und Badeanstalten bekannt. Kneipp las alles was er zu diesem Thema fand.
Kneipps Wasseranwendungen fanden am Anfang kein offenes Ohr. Im Gegenteil, er wurde sogar wegen Kurpfuscherei angeklagt. Erst nach der Choleraepidemie 1854 in Bayern, bei der er ca. 240 erkrankte heilte wurde sein Können und Wissen langsam anerkannt. Er wurde Pfarrer im Dominikanerinnen Kloster in Wörishofen. Er baute die Landwirtschaft des Klosters wieder auf und entwarf neue Entwässerungssysteme. Wörishofen wurde zum Kurort, immer mehr Menschen kamen, um sich durch ihn behandeln zu lassen. Er bestand aber weiter daraufhin, dass arme Kranke und Waisenkinder kostenlos behandelt wurden. Er hielt öffentliche Vorträge zum Thema gesünder leben. Er sprach sich gegen die moderne krankmachende Lebensart aus. Kneipp schrieb auch viele Bücher. Eines davon war „Meine Wasser-Kur“ und erschien 1866. Dieses Werk war nur eine überarbeitete Version von einer älteren Erstbeschreibung von Heinrich Friedrich Franckes Werk über Prießnitz. Das Plagiat flog erst 1899 auf! Der erste Kneipp-Verein wurde im Dezember 1890 gegründet.
Er starb am 17. Juni 1897 an einem Tumor im Unterleib.
Leben und Ernährung nach Kneipp
Kneipps Wirken basiert auf 5 Säulen: Wasseranwendungen, Gleichgewicht, Pflanzen als Heilmittel, Bewegung und Ernährung.
Kneipps Säule der Ernährung basierte auf seiner Überzeugung, dass wir uns bewusst abwechslungsreich und ausgewogen ernähren sollten. Seine Ernährungsphilosophie glaubte nicht an das Essen, um eine Diät zu machen und Gewicht zu verlieren. Kneipp wollte sicherstellen, dass die Gesamtmotivation immer auf der Wahl eines gesunden Lebensstils lag und nicht auf der Sorge um Nahrungsreduktion.
Wenn man sich Darstellungen von Kneipp ansieht, dann fällt sofort auf, dass er gerne aß und das Leben genoss! Trotzdem setzte er sich für eine einfache Kost und einen harmonischen Ausgleich für Körper, Seele und Geist ein. „Die Nahrung soll einfach und naturbelassen sein, aber schmackhaft!“ war sein Motto. Heutzutage würde man das als „Soulfood“ betrachten und ihn einen Flexitarier nennen!
Mehr zu Kneipp und seinem Wirken https://www.kneipp2021.de/
“Wenn du merkst, du hast gegessen, hast du schon zu viel gegessen.”
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