71% der Österreicher essen laut einer 2020 durchgeführten Befragung im Auftrag vom Schokoriegel-Hersteller Neoh mindestens ein Mal die Woche Schokolade. 3% essen dagegen nie Schokolade. Im Durchschnitt sind es 80 (!!) Tafeln pro Jahr. Vom 23. bis 25. Feber fand in der Marx Halle das Schokoladenfest statt. Archeomuse war mit einem Info-Stand zur Geschichte des Kakaos dabei.

Interessante Fakten über Schokolade
  • Die erste Tafelschokolade wurde vor gerade mal 150 Jahren produziert
  • Das Heißgetränk Schokolade, dass vor allem beim Adel und reichen Bürgertum des Barocks beliebt war, existierte in Europa erst ab dem 16. Jh.
  • In Amerika ist die Geschichte der Schokolade und des Kakaos jedoch um ein Vielfaches älter.
  • Der Kakao wurde als Getränk „chocólatl“ zubereitet und die Kakaobohnen fungierten sogar als reguläres Zahlungsmittel. Die Forschung geht davon aus, dass der Kakaobaum (theobroma cacao) vor etwa 5300 Jahren schon vom Menschen benutzt wurde.
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Olmekenkopf

Kurze Zusammenfassung der Kakaoverwendung durch den Menschen
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Spiral-Tempel in Montegrande (Peru)

https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=72843709

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Metate (= Mahlstein, auf dem die Kakaobohnen zermahlen wurden) aus Costa Rica (300-700 n. Chr)

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Bild von Montezuma „Motēcuhzōma Xōcoyōtzin“ aus „Códice Diego Durán“ (auch Historia de las Indias de Nueva España e Islas de Tierra Firme genannt)

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Aufzeichungen von Benzoni

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Vanille

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Alphonse-Louis du Plessis de Richelieu

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Anna von Österreich (1601 -1666)

Gemälde von Peter Paul Rubens, ca. 1625

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Schokoladenpresse um 1900

~ 3400 v. Chr.                     Mayo-Chinchipe-Kultur

Kakao-Stärkemoleküle wurden in Keramikgefäßen bei modernen Ausgrabungen gefunden.

~ 1500 v. Chr.                     Olmeken

Das Wort „cacao“, ursprünglich „kakawa“ ausgesprochen gehörte zum Wortschatz der Olmeken.

~ 300 n. Chr.                       Mayas

Wandzeichnungen, erhaltenen Schriften und Gefäße, die zur Einnahme von Kakao benutzt wurden (als Grabbeigaben) gefunden. Der Kakao der Maya unterscheidet sich sehr stark von der heute üblichen (Tafel-) Form: Kakao wurde getrunken und nicht in fester Form gegessen. Kakao wurde auch als Gewürz bei der Zubereitung von Speisen verwendet.

Kakao war bei den Maya wie generell in seiner langen Geschichte kein Massenprodukt, sondern ein Getränk, das dem Adel vorbehalten war.

~ 1200 n. Chr.                     Azteken

Um die große Bedeutung des Kakao und seine hohe Stellung deutlich zu machen, muss man sich nur vor Augen halten, das Kakaobohnen bei den Azteken und auch bei den Maya als Zahlungsmittel verwendet wurden.

Aus dem Jahre 1545 ist uns eine Preisliste verschiedener Waren überliefert, daraus ein kurzer Auszug:

  • Ein Truthahn hat einen Wert von 200 Kakaobohnen.
  • Ein Hase oder Waldkaninchen ist je 100 Kakaobohnen wert.
  • Eine große Tomate entspricht dem Wert einer Kakaobohne.
  • In Maishülsen gewickelter Fisch ist 3 Kakaobohnen wert.

Quelle: Anderson, Berdan, Lockhart (1976) S. 213.

Wie bei jeder Währung wurden auch Kakaobohnen „gefälscht“. Man ließ sie zum Beispiel in Wasser aufquellen oder gab den Bohnen künstlich eine aschgraue oder fahlrote Farbe, die Farbe der edelsten Kakaosorten.

1492 n. Chr.                        Christoph Kolumbus

Für die Geschichte der Schokolade ist besonders die 4. Reise (1502) von Bedeutung, da Kolumbus hier erstmals mit Kakaobohnen in Berührung kommt, ohne jedoch deren Bedeutung kennen zu lernen. Er hat angeblich nie Kakao gekostet. Mehr über Christoph Kolumbus gibt es im Beitrag „Kolumbus und Skorbut

1521 n. Chr.                        Hernan Cortes

Die Spanier erkannten, welche große Bedeutung der Kakao für die Maya und Azteken hatte. Besonders die Eigenschaft, dass Kakaobohnen als Zahlungsmittel galten, wurde von den Spaniern begeistert aufgenommen und diese Funktion behielten die Bohnen auch noch lange während der spanischen Kolonialzeit.

1575 n. Chr.                        Benzoni

Das bittere Kakaogetränk aber wirkte auf die Spanier zunächst abstoßend. „Sie schien eher ein Getränk für Schweine zu sein als für die Menschheit“, schrieb der Italiener Benzoni und war damit nur einer unter vielen, die dieses neue Getränk ablehnten.

1585 n. Chr.                        Sevilla

Die erste Schiffsladung Kakao, von der wir wissen, verließ erst im Jahre 1585 Veracruz in Richtung Sevilla.

Das Schokoladengetränk erlebte eine Reihe von Veränderungen durch die Annäherung zwischen Spanier und Einheimischer Völker. Die Spanier tranken die Schokolade heiß wie die Maya und nicht kalt oder lauwarm wie die Azteken. Viele der einheimischen Gewürze wurden durch andere ersetzt. die die Spanier mitgebracht hatten, wie zum Beispiel Schwarzen Pfeffer.

Die wohl wichtigste Änderung, die notwendig war, um der Schokolade bei den Spaniern zum Durchbruch zu verhelfen, war die Idee das Getränk mit Zucker zu süßen, denn es war vor allem der bittere, herbe Geschmack der Maya- und Aztekenschokolade, der den Eroberern nicht gefiel. Die Spanier waren, wie alle Europäer geradezu süchtig nach „süßen Dingen“ seit im mittelalterlichen Europa der Zucker eingeführt worden war.

1642 n. Chr.                        Alphonse-Louis du Plessis de Richelieu

Einer der Ersten in Frankreich, von dem wir wissen, dass er Schokolade zu sich nahm war Alphonse de Richelieu der Kardinal von Lyon. Er soll bereits vor 1642 Schokolade als Medikament benutzt haben, um seine Anfälle von Melancholie zu mildern.

1654 n. Chr.                         Jules Mazarin

Im Jahre 1643 übernahm der Kardinal Mazarin als Minister im Namen der regierenden Königin Anne von Österreich die Macht am französischen Hofe. Mazarin der aus Italien stammte soll im Jahre 1654 zwei italienische Köche mitgebracht haben, die auf die Herstellung von Kaffee, Tee und Schokolade spezialisiert waren.

Es gibt unterschiedliche Theorien darüber, wer die Schokolade nach Frankreich brachte. Am häufigsten wird Anna von Österreich (1601-1666) als „Überbringerin“ genannt. Sie war die Tochter von Margarethe von Österreich-Steiermark und Philipp III. von Spanien und wurde 1615 zur politischen Hochzeit mit dem ebenfalls erst vierzehnjährigen französischen Thronfolger Ludwig XIII. gezwungen. Bislang gibt es allerdings keine Beweise für diese Theorie.

1650 n. Chr.                        England   

Die Schokolade erreichte England etwa um 1650. Im Unterschied zum monopolisierten Handel in Frankreich, wurde Schokolade in England von vielen kleinen Händlern verkauft und auch der Zugang zur Schokolade stand jedem frei der das nötige Kleingeld hatte. Die Schokolade wurde in England in allen Kaffeehäusern angeboten. Der Kaffee war nur wenige Jahre vor der Schokolade und dem Tee nach England gekommen. Der Konsum von Kaffee lag damals um einiges höher als der von Schokolade und Tee, was auf die stärker anregende Wirkung und den günstigen Preis des Kaffees zurückzuführen ist. Die Schokolade war deutlich teurer als der Kaffee und Tee war das teuerste der drei Getränke.

1828 n. Chr.                        Industrielle Revolution

Die Erfindung der Schokoladenpresse revolutionierte die Erfindung der Schokoladenpresse die Herstellung von Schokolade. Die Innovation konnte Kakaobutter aus gerösteten Kakaobohnen pressen, so dass lediglich feines Kakaopulver übrigblieb.

Das Rezept für Schokolade von Colmenero de Ledesma 1631

Auf hundert Kakaobohnen mischt man zwei große Chilis, die in Indien Cilparlagua genannt werden (oder man nimmt den breitesten und am wenigsten scharfen Chili, den man in Spanien findet). Fügen Sie eine Handvoll Anissamen sowie die Blätter des Vincaxtlidos genannten Krauts und das andere Mecasuchil [mecaxóchitl] genannte Kraut hinzu, wenn der Magen angespannt ist. Oder man mischt, wie in Spanien, die sechs Blüten der Rosen von Alexandria hinein, die zu einem Pulver gerieben werden.  Eine Schote der Vanille von Campeche, zwei Zimtstangen, ein Dutzend Mandeln und Haselnüsse und anderthalb Pfund Zucker hinzufügen. Fügen Sie genug Achiote hinzu, um ihm Farbe zu geben.

(Übersetzung E. Monamy nach der Englischen Übersetzung von Capt. James Wadsworth 1652)

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Kakaogetränk nach einem Rezept von Antonio Colmenero de Ledesma

Zutaten:

10 Kakaobohnen, 45g Zucker, 6g Zimt, 0,7g Achiote, 0,7g Anis, 2 Mandeln, 2 Haselnüsse, 1 Chilischote, 1 kleine Rosenblüte, einige Tropfen Vanilleextrakt

Zubereitung:

Gewürzmischung in einen Topf geben. Auf kleiner Flamme die Gewürze rösten, bis alles verklebt und dunkel geworden ist. Auf einem Backpapier glattstreichen und komplett auskühlen lassen. In 500ml heißes Wasser ca. 8-12 Minuten ziehen lassen. Abseihen und genießen!